Beim jüngsten Nachbarschaftstreffen im Brainergy Park ging es gedanklich zurück zu den Anfängen. Vor wenigen Jahren war noch nicht viel los auf dem Gelände, das früher überregional bekannt und weithin sichtbar war mit den enormen Sendemasten der Deutschen Welle. Als die weg waren, passierte sichtbar erstmal nicht mehr viel. Ein Jülicher Forscher hat das Areal sogar mal als „größte Hundespielweise der Stadt“ bezeichnet.
Heute ist vieles anders. Und das, obwohl das Projekt noch am Anfang steht und viele der großen Dinge erst noch kommen. „Wir sind heute sehr froh, dass jetzt schon viele Dinge sichtbar werden“, sagte Thomas Schmitz, der mit Markus Bambynek bei der Brainergy Park GmbH für die Entwicklung der Flächen des innovativen Gewerbegebiets zuständig ist. „Hinter den Kulissen tut sich aber noch viel mehr“, deutete er beim HC-H2 Brainergy Park Connect an, dass noch mehr Pläne in Zukunft zu Bauaktivitäten und neuen Arbeitsplätzen führen.
Das Connect ist ein Arbeits-Mittagessen des Helmholtz-Clusters Wasserstoff für Anrainer des Parks und solche, die es werden wollen. Platz genug sei da, berichteten Schmitz und Bambynek. Nicht mehr unbedingt auf den im ersten Schritt ausgewiesenen Flächen. Insgesamt 52 Hektar groß ist der Park im Moment. „60 Prozent davon sind verkauft oder schon bebaut“, berichtete Markus Bambynek.
„30 Prozent sind reserviert, zehn sind noch frei.“ Der aktuelle Plan ist der Grafik zu entnehmen. Sehr weit ist der Neubau der Hans Lamers Bau GmbH sowie direkt daneben im Norden die Synhelion Germany GmbH. Begonnen haben die Bauvorbereitungen für die Niederlassung von Quanta Computer. Unter anderem. Der Konzern plant im Brainergy Park Jülich die Produktion hochpräziser elektronischer Anlagen und Geräte für namhafte OEMs (Original Equipment Manufacturers, also Zulieferer) und Fahrzeughersteller, insbesondere im Bereich autonomes Fahren.
Der Plan zeigt den Sachstand für die aktuell erschlossenen 52 Hektar am Brainergy Park. 60 Prozent sind verkauft oder schon bebaut, 30 Prozent sind reserviert und nur zehn Prozent der Flächen sind frei. Grafik: Brainergy Park
Markus Bambynek (l.) und Thomas Schmitz stellten die Entwicklungspläne für den Brainergy Park vor. Fotos: Forschungszentrum Jülich/Jansen
Mehr Platz muss her
Also muss mehr Platz her. Dafür sind eine mittel- und eine langfristige Lösung geplant. Sechs Hektar sollen westlich unmittelbar an der aktuellen Fläche erweitert werden. Das Planverfahren hierfür ist gestartet. Langfristig soll der Park in den Norden wachsen, in Richtung der Bundesstraße 55. Rund 150 Hektar werden dafür in der Neuauflage des sogenannten Regionalplans 2025 ausgewiesen. Im Regionalplan ist grundsätzlich festgelegt, welche Flächen bebaut werden dürfen, welche landwirtschaftlich genutzt werden können und wo die Natur Vorrang hat.
Wer viel vor hat, der braucht viel Platz. Im Frühjahr, bei der jüngsten Erhebung, arbeiteten laut Thomas Schmitz rund 175 Menschen im Park. Langfristig sollen es 5000 sein. Der nächste Meilenstein im Park ist ganz frisch gesetzt: In dieser Woche erfolgte der Spatenstich für den Neubau des Brainergy Hubs, des zentralen Bauwerks im Park. Hier soll unter anderem das hochskaliert werden, was im bereits sehr weit fortgeschrittenen Startup Village angefangen hat. Junge Firmen, die gegründet sind, sollen hier mehr Platz finden, um weiter zu wachsen. Unter anderem. Grundsätzlich stehen der Hub und der Park allen Firmen offen, die sich Nachhaltigkeit und Innovation auf die Fahnen geschrieben haben. 2026 soll der Gebäudekomplex fertig sein.
Der Park erhält darüber hinaus ein zweites Standbein in der Landgemeinde Titz. Die Brainergy Park Jülich GmbH reagiert damit auf die Nachfrage aus dem Bereich Handwerk. Brainergy Craft heißt das Gewerbegebiet, das auf einer 11,4 Hektar großen Fläche bei Rödingen-Höllen entstehen soll.
Batterien als Teil der Speicher-Lösung
Wachsen will auch Arkadiusz Lis mit seinem jungen Unternehmen NOW-3. Das aktuell sechs Köpfe starke Team ist jetzt auch im Startup Village ansässig. Batterien sind ihr Thema. Große Batterien von der Größe eines Schiffscontainers, die zwischen 500 und 5300 Kilowattstunden liefern können. „Wir werden noch viel Regenerative Energie zubauen und damit immer mehr Zeiten haben, in denen wir Überschüsse produzieren. Wohin damit“, stellte er eine rhetorische Frage.
Natürlich nicht ungenutzt lassen, sondern die kurzfristigen Überschüsse in große Batterien speichern. Das ergänzt sich gut mit dem Gedanken, langfristig große Mengen mit Wasserstoff zu sichern.
Mehrere Jahre Entwicklung stecken hinter den Batteriecontainers, wie Lis berichtete. Getestet worden seien die Anlagen teilweise in Ländern des globalen Südens. Dort könnten sie auch Anwendung finden. „Mit Photovoltaik und großen Batterien entsteht auch die Möglichkeit, Anlagen dort zu betreiben, wo kein Stromnetz zur Verfügung steht.“ Der Fokus bei NOW-3 liegt laut Lis aktuell darauf, im Brainergy Park ein Team aufzubauen, „das Installation, Wartung und Recycling von Batterien kann“, wie er beschrieb.